Freitag, 30. November 2012

Rückblende

Krankgeschrieben, Zeit zur Besinnung. Was ist schiefgelaufen, wie konnte es so weit kommen?
 
Als Lord Voldemort seinen Job antrat, wuchs der Druck und damit der Stress. Eine Situation, die ich zunächst als normal einstufte, ist es doch sprichwörtlich, dass neue Besen gut fegen. Im Nachhinein sehe ich dies als die erste Stufe, durch die Arbeitslast war ich abgelenkt und er konnte in Ruhe die seine weiteren Schritte vorbereiten.
 
Im weiteren Verlauf bekam ich zunehmend anspruchslose Routinetätigkeiten auf meinen Schreibtisch. Ich unterlag dem Irrglauben, die Zähne zusammenbeißen, die Arbeit wegschaffen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sei der richtige Weg. Tatsächlich aber fraß das nur meine Energie - der Dunkle Lord hatte überhaupt nicht vor, es dabei zu belasseen.
 
Dann zeigte sich der Lord einsichtig und betraute mich mit anspruchsvollen Projekten. Die Routinetätigkeiten blieben, die Projekte waren nur mit vielen Überstunden zu schaffen. Mit viel zu vielen Überstunden. Und ich konnte trotzdem keine Ergebnisse erreichen. Immer fehlte noch eine Kleinigkeit. Und war die erledigt, kam eine andere Kleinigkeit. Oder die Aufgabenstellung wurde im Nachhinein komplett verändert. Oder ich wurde mit neuen, ganz dringenden Projekten betraut - ohne dass die Abliefertermine für die bereits laufenden Projekte angepasst worden wären. Im Gegenteil, Terminüberschreitungen wurden gnadenlos kritisiert.
 
Wenn ich darauf hinwies, dass ich einen Kapazitätsengpass hatte, reagierte der Lord wechselweise mit völligem Unverständnis oder mit verständnisvollen Worten - um noch am gleichen Tage die Arbeitslast weiter zu erhöhen.
 
Damit wurde dann auch der offizielle Teil des Mobbings eingeläutet: Fortan hatte ich täglich Mails mit kritischen Bemerkungen, Vorschläge von mir wurden öffentlich verrissen, vor Kollegen wurde ich mit beißenden Bemerkungen angegangen.
 
An dem Punkt wurde mir klar, dass es nicht um meine Leistung ging. Es ging nur (noch?) darum, mich fertig-zumachen. Und ich fing an zu kämpfen. Nur war ich zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagen, ohne es wahrhaben zu wollen. Wenn ich in Besprechungen mit Lord Voldemort ging, wenn ich ihn im Telefondisplay sah, wenn ich Mails von ihm bekam, bekam ich bereits Panikattacken. Die habe ich allerdings zu dem Zeitpunkt nicht als solche erkannt.
 
Wie konnte er mich derart kalt erwischen? - Ganz einfach, ich war nicht darauf eingestellt, dass er mich einfach fertigmachen wollte. Viel zu lange habe ich geglaubt, es ginge nur um meine Leistung.
 
Hätte ich das verhindern können? - Ich glaube nicht. Mobben ist wie Krieg (s. auch meine Buchempfehlung: Mobbt die Mobber), und das ist (Gott sei Dank) den meisten doch fremd. Wenn man die Erfahrung einmal gemacht hat, ist man hoffentlich für das nächste Mal vorbereitet, aber beim ersten Mal hat der Täter eindeutig den Überraschungsmoment auf seiner Seite.
 
Aus dieser Erfahrung heraus kann ich nur jedem raten, bereits bei den frühen Warnzeichen - erhöhter Druck, Verlagerung der Tätigkeit - wachsam zu reagieren und nicht in die gleiche Falle zu tappen wie ich es tat.
 
- Nick
 

Donnerstag, 29. November 2012

Was bringt die Krankschreibung?

Diese Frage habe ich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder mit Freunden und Familie diskutieren müssen. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, wegen "irgendwelcher psychosomatischer Geschichten" der Firma fernzubleiben, kratzte es doch auch mein Selbstbild  an. Außerdem hat man ja ein gewisses Pflichtbewusstsein. Und mir wurde dargelegt, dass ich dadurch doch den Dunklen Lord provoziere, die Situation also noch weiter verschlimmere. Dazu kommen Aussagen von Kollegen, die sich nicht trauen, krank zuhause zu bleiben, da die Arbeit dadurch liegenbleibt und hinterher umsomehr auf dem Tisch liegt.
 
Das sind alles Argumente, die ich in einem gesunden Arbeitsverhältnis akzeptieren würde. Aber beim Mobbing ist das Arbeitsverhältnis zerrüttet, man befindet sich quasi in einem Krieg, und die Priorität muss sein, lebend (ist bei mir nicht das Problem, aber trotzdem ein durchaus ernstzunehmendes Thema) und möglichst heil (sprich: körperlich und geistig unversehrt) aus dem Krieg heraus zukommen. Der Sieg, um in diesem Bild zu bleiben, ist dabei zweitrangig.
 
Nichtsdestotrotz ist die Befürchtung, dass das Arbeitsverhältnis dadurch zusätzlich belastet wird, nicht von der Hand zu weisen. Warum lasse ich mich trotzdem krankschreiben? 
  • Während der Zeit meiner Krankschreibung laufen die Angriffe des Täters (um auch mal ganz bewusst diesen Begriff ins Spiel zu bringen) ins Leere.
  • Ich habe die Möglichkeit, mich währenddessen körperlich wie seelisch zu erholen und neue Kraft zu tanken.
  • Private Dinge, die vorher unerledigt blieben aufgrund der körperlichen bzw. seelischen Erschöpfung, kann ich mit neuer Kraft angehen. Ich habe wieder die Möglichkeit, meinem Hobby nachzugehen, und schöpfe daraus neue Kraft.
  • Geht der Angriff, wie in meinem Fall, vom Vorgesetzten aus, muss dieser die Lücke füllen. Das wiederum kostet seine Zeit und Energie.
  • Gleichzeitig ärgert es ihn, gewaltig sogar. Im besten Falle bis hin zur blinden Wut. Und wer wütend ist, macht Fehler.
  • Und  wenn das Arbeitsverhältnis so zerrüttet ist, dass man ohnehin den Wechsel der Arbeitsstelle als ernstzunehmende Option in Betracht zieht, kann man die Gelegenheit nutzen, seine Bewerbungsunterlagen auf Stand zu bringen und den Stellenmarkt auszuloten.
Es ist also schon sinnvoll, wenn man sich durch eine Krankmeldung einfach mal aus der Schusslinie holt. Und dass Gefühl, sich der Firma gegenüber illoyal zu verhalten - nun ja, das Problem erledigt sich von selbst, wenn man sich einfach mal deren Rolle in dem Stück vor Augen hält.
 
- Nick


 

Mittwoch, 28. November 2012

Jetzt geht es zur Sache

Heute morgen zeigte sich Lord Voldemort ganz betroffen, dass es ja offensichtlich ein gewisses Spannungsfeld gibt zwischen Karl May und mir. Wenn er da etwas zur Vermittlung beitragen könnte...
 
Ich habe natürlich entsprechend zurückgesülzt und die Dinge kommen lassen. Lange musste ich nicht warten, sofort ím Anschluss erhielt ich zwei Rügen. Beides natürlich Lappalien, und auch beides von meiner Seite verargumentierbar. Die Rügen erhielt ich dann natürlich auch schriftlich, Karl May war  in Kopie.
 
Sir Miles hat sich bislang zu dem Geschehen noch nicht zu Wort gemeldet; dafür, dass er hinreichend informiert ist, habe ich aber Sorge getragen.
 
Nun ja, noch ein, zwei nette Email-Wechsel, und dann war ich erst mal krank. War eben noch beim Arzt, und der hat mich erst einmal eine Woche aus dem Verkehr gezogen. Auf ärztliche Anordnung werde  ich jetzt auch meine Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringen und aktiv auf Jobsuche gehen. Was aber nicht bedeuten soll, dass ich den Kampf schon aufgebe...
 
- Nick
 
 
 
 

Montag, 26. November 2012

Die Daumenschrauben werden angezogen

Nachdem mir bereits unmmoralische Angebote gemacht wurden (natürlich nur zu meinem Besten...), die ich dankend abgelehnt habe, baut Karl May jetzt Druck auf.
 
Zunächst geht es an die vertraglichen Leistungen - diese werden jetzt offenbar Stück für Stück auf den Prüfstein gelegt und auf das rechtlich verargumentierbare Mindestmaß reduziert. Nachdem ich darauf keine Reaktion gezeigt hatte, wurde mir heute kaum verhohlen mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen gedroht, in vulgo: eine Abmahnorgie. Die ob ihrer eigenen Maßnahmen höchst betroffenen Gesichter des Dunklen Lords und von Karl May waren schon eine schauspielerische Meisterleistung.
 
Einerseits natürlich eine wenig erfreuliche Situation. Andererseits aber auch gut, nun zeigt sich der Gegner: bislang hatte sich Karl May stets betont neutral gegeben. Auch wenn ich meine Zweifel hatte, war er so kaum angreifbar. Nun bleibt nur noch die Rolle des Sir Miles Messervy in diesem Stück zu klären...
 
Nun ja - am Wochenende war ich genötigt, Karate Kid zu sehen. Dort brachte Miyagi den schönen Spruch: "Kämpfen nicht gut. Aber wenn kämpfen müssen - gewinnen!".
 
In diesem Sinne
 
- Nick

Freitag, 23. November 2012

Flucht aus dem Tal des Todes

Im Laufe der gegen mich laufenden Aktionen, die natürlich schon lange vor Beginn dieses Blogs ihren Anfang nahmen, hat sich mein Gesundheitszustand deutlich verschlechtert. Das führte natürlich zu Ausfallzeiten und schlechterer Leistung, was die Situation weiter verschärfte. Schlafmangel kam erschwerend hinzu.

Wie sich jetzt bei einem Facharztbesuch herausstellte, hat sich bei mir eine Angststörung ausgebildet. Das also schon einmal als Warnung: Mobbing ist ein durchaus ernstzunehmendes Thema, das sich nicht nur auf die Befindlichkeit auswirkt, sondern auch körperlich und psychisch krank macht. 

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Bereits nach einer Woche medikamentöser Behandlung geht es mir in jeder Hinsicht deutlich bessser. Da ich jetzt die Panikattacken bereits im Vorfeld unterbinden kann, gehe ich nunmehr mit einer deutlich höheren Gelassenheit in Besprechungen mit dem Dunklen Lord. Angesichts dieser Verbesserung bin ich optimistisch, in relativ naher Zukunft dem Erzfeind in alter Kampfstärke gegenübertreten zu können. 

Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich noch einmal alle Betroffenen dringend aufrufen, auf Warnsignale des Körpers und der Seele zu hören und frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist keine Schande - aber es wäre eine Schande, wenn die Mobber gewännen.

- Nick

Lord Voldemort wird vergesslich

Da geht doch neulich Lord Voldemort auf Reisen zu einer wichtigen geschäftlichen Veranstaltung, zu der er auch präsentieren soll. Die Nervosität war ihm schon zwei Wochen vorher anzumerken. Entsprechend hatte ich zwischendurch etwas Ruhe, zumindest an dieser Front.

Wie auch immer, er ist auf dieser Veranstaltung - und merkt, dass er keine Präsentation dabei hat. Und  das Beste - er entblödet sich nicht, ausgerechnet von mir zu verlangen (!), dass ich "noch heute Abend" eine Präsentation erstelle und ihm zumaile.

Naja, erst einmal abgewartet, rückgefragt - und die erwartete dumme Antwort bekommen. Der geneigte Leser darf versichert sein, dass die Qualität meiner Lieferung sich an der Antwort orientierte.

- Nick